„Mit dem Abkommen schaffen wir einen Mehrwert für die Menschen in Indonesien.“
«Unsere hochwertigen Insulin-Pens verbessern die Gesundheitsversorgung. Ohne Freihandelsabkommen sind wir in Indonesien mit bis zu 20 Prozent Importzöllen konfrontiert. Das ist ein grosser Wettbewerbsnachteil, der den Markteintritt enorm schwierig gestaltet.»
Simon Michel, CEO Ypsomed Holding AG
Die Ypsomed Holding AG aus Burgdorf ist führend in der Entwicklung und Herstellung von Injektionssystemen für die Selbstmedikation. Simon Michel, CEO der Medizintechnikfirma, erläutert, was er sich vom neuen Freihandelsabkommen mit Indonesien erhofft, über das in der Schweiz am 7. März 2021 abgestimmt wird.
Herr Michel, Sie bieten indonesischen Pharmaunternehmen Injektionsgeräte für flüssige Medikamente, wie zum Beispiel Insulin, an. Welchen konkreten Nutzen stiften Ihre Produkte für die Menschen vor Ort?
Global gesehen hat Indonesien am fünftmeisten Menschen mit Diabetes, gegen 12 Millionen Personen. Rund zwei Millionen davon spritzen sich täglich Insulin. Die Injektion von Insulin mit den in ärmeren Ländern noch üblichen, herkömmlichen Spritzen ist jedoch ungenau, was zu Folgeschäden führen kann. Ausserdem ist es umständlich, mehrmals täglich zu spritzen. Mit vorgefüllten Insulin-Pens von Ypsomed ist dieser Prozess wesentlich genauer und einfacher. Das verbessert die Therapiequalität, vermindert Folgeschäden und reduziert die Folgekosten für das Gesundheitssystem.
Warum ist der indonesische Markt so interessant für Sie?
Ypsomed arbeitet mit dem Grossteil der Insulinhersteller weltweit zusammen und beliefert sie mit Pen-Systemen. Indonesien als grosser, wachsender Markt ist für uns sehr interessant, weil dank steigenden Budgets im lokalen Gesundheitswesen auch bessere Therapieformen wie Pen-Systeme eingesetzt werden können.
Insulin-Pens der Ypsomed AG
Was sind für Sie momentan die grössten Herausforderungen im Geschäft mit Indonesien?
In Indonesien fehlt es den lokalen Medizintechnikfirmen an Fachwissen über Injektions-Pens. Aufgrund der existierenden Zölle sind wir als in der Schweiz produzierendes Unternehmen für lokale Pharmaunternehmen (unsere Kunden) jedoch schlicht zu teuer. Denn zu unseren Preisen kommen für sie nochmals 20 Prozent Importzoll hinzu.
Welcher konkrete Nutzen entsteht für Ypsomed durch das Freihandelsabkommen?
Mit dem Abkommen würden unsere Produkte für die indonesischen Pharmafirmen erschwinglich und damit für Menschen mit Diabetes in Indonesien verfügbar.
Wem kommen die Zolleinsparungen bei einer Annahme des Abkommens zugute?
Zölle sind technische Handelshemmnisse und administrative Preistreiber. Fallen sie weg, geben wir die Einsparungen vollumfänglich an unsere Kunden weiter. Als Folge davon können sie sich unsere Produkte leisten und zusammen mit ihren Insulinen der indonesischen Bevölkerung zur Verfügung stellen.
Wie sehen die Zukunftspläne von Ypsomed in Indonesien aus?
Wir werden lokale Pharmaunternehmen mit Pens bedienen und auch für Pen-Nadeln Absatz finden. Investieren werden wir in Indonesien jedoch nicht. Wir operieren zwar global, die Herstellung erfolgt aber zentralisiert und hochautomatisiert in der Schweiz, Deutschland und in China.
Wie trägt das Indonesien-Abkommen zur Verbesserung Ihrer Geschäftsbeziehungen bei?
Der Nutzen von Freihandelsabkommen ist unbestritten. Sie regeln die Beziehungen zwischen Staaten. Das ist überaus hilfreich – nicht nur für das Tagesgeschäft, sondern auch für das gegenseitige Vertrauen, für den gegenseitigen Behördengang sowie auch für Verhandlungen. Unsere Wettbewerber im Pen-Geschäft sind ein US-amerikanisches und ein englisches Unternehmen. Beide Länder verfügen nicht über ein Freihandelsabkommen mit Indonesien. Diese Firmen liefern auch keine Produkte nach Indonesien. Wenn wir in der Schweiz das Abkommen mit Indonesien in Kraft setzen, hätten wir einen enormen Wettbewerbsvorteil gegenüber unseren Konkurrenten.
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Ypsomed Holding AG
Die Ypsomed Holding AG mit Sitz in Burgdorf BE ist ein international tätiges Schweizer Medizintechnikunternehmen. Sie ist führende Entwicklerin und Herstellerin von Injektions- und Infusionssystemen für die Selbstmedikation und ausgewiesene Diabetesspezialistin mit 35 Jahren Erfahrung. Als Innovations- und Techno¬logieführerin ist sie die bevorzugte Partnerin von Pharma- und Biotechunternehmen für Injektions-Pens, Autoinjektoren und Pumpensysteme zur Verabreichung von flüssigen Medikamenten. Ypsomed verfügt über ein globales Netzwerk aus Produktionsstandorten, Tochtergesellschaften und Vertriebspartnern und beschäftigt weltweit rund 1‘800 Mitarbeitende.