«Die Firma Geobrugg liefert bereits heute Schutzsysteme gegen Hangrutsche nach Indonesien. Dafür zahlen wir ca. 12,5 Prozent Importzölle. Dank dem Freihandelsabkommen mit Indonesien würden mittelfristig 98 Prozent derartiger Zölle für Firmen in der Schweiz ganz wegfallen und uns somit als Exportnation wettbewerbsfähiger machen.»
Andrea Roth, CEO Geobrugg AG
«Unsere Schutzsysteme machen die Infrastruktur in Indonesien sicherer»
Laut dem Sendai Framework for Disaster Risk Reduction haben Katastrophen aller Art zwischen 2005 und 2015 weltweit einen hohen Tribut gefordert: Über 700‘000 Menschen haben in dieser Zeitspanne ihr Leben verloren, über 1,4 Millionen wurden verletzt und etwa 23 Millionen wurden obdachlos. Insgesamt sind mehr als 1,5 Milliarden Menschen auf unterschiedliche Weise von Katastrophen betroffen. Am häufigsten trifft es die, die ohnehin schon unter prekären Bedingungen leben. Dies wirft die Armutsbekämpfung um Jahre zurück. Genau deswegen sehen die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) der UNO vor, widerstandsfähigere und sicherere Siedlungen und Infrastrukturen zu errichten, um damit die menschliche Widerstandskraft gegenüber Naturkatastrophen zu erhöhen.
Geobrugg aus Romanshorn vertreibt Schutzsysteme weltweit
Eine Firma, die dabei helfen kann, ist die Geobrugg AG aus dem thurgauischen Romanshorn. Ihre Kernkompetenz liegt in der Verarbeitung von hochfestem Stahldraht zu Schutzsystemen wie beispielsweise Steinschlagschutzbarrieren oder Böschungsstabilisierungen. Weltweit beschäftigt das Unternehmen heute rund 350 Spezialisten (davon 170 in der Schweiz) und hat Niederlassungen in über 20 Ländern – darunter auch in Indonesien. Es handelt sich um einen traditionellen Betrieb aus der Metallindustrie, der mehr als 90 Prozent seiner Schutzsysteme ins Ausland exportiert. Entwicklung und Hauptproduktion von Geobrugg finden zwar in der Schweiz statt, die Schutzsysteme aus Stahl werden inzwischen jedoch auf der ganzen Welt vertrieben.

Indonesien hat viel Nachholbedarf bei der Infrastruktur
Im Podcast mit Nationalrat Andri Silberschmidt erklärt Andrea Roth, CEO von Geobrugg, inwiefern die indonesische Bevölkerung von den Produkten seiner Firma profitiert: «Indonesien ist eine aufstrebende Nation mit einer hohen Bevölkerungszahl und viel Nachholbedarf bei der Infrastruktur. Es ist auch sehr anfällig für Naturgefahren, für die wir Schutzsysteme anbieten, wie z.B. Hangrutsche oder Hochwasser. Ich denke, es ist eine positive Sache, wenn man Leute schützen kann. Das gilt genauso in der Schweiz wie auch in Indonesien. Wenn es für die indonesische Regierung möglich wird, Schutzsysteme von Geobrugg anzuwenden, kann sie ihre Infrastruktur sicherer machen. Davon profitiert auch die indonesische Bevölkerung.» Roth ist aber überzeugt, dass Schweizer Unternehmen die Menschen in Indonesien auch in vielen anderen Bereichen unterstützen können, beispielsweise bei der Gesundheitsversorgung, der Berufsbildung, der Digitalisierung oder der Vermittlung von technischen Kenntnissen sowie der Schaffung von Arbeitsplätzen.

Auch Geobrugg profitiert vom Indonesien-Abkommen
Am 7. März stimmt die Schweiz über das Freihandelsabkommen mit Indonesien ab. Wie viele andere Unternehmer sieht auch Roth dem Urnengang gespannt entgegen: «Wir sind schon heute teurer als unsere chinesische Konkurrenz und setzen daher gezielt auf Qualität und Innovation, indem wir leichte Stahlnetze anstatt schwere Betonkonstruktionen entwickeln. Zudem zahlen wir momentan circa 12,5 Prozent Importzölle, die unsere Produkte in Indonesien verteuern. Wir wären also allein dank dem Abkommen innerhalb kurzer Frist um 12,5 Prozent wettbewerbsfähiger.» Im Vertrag sieht Roth zudem eine Möglichkeit, den Industriestandort Schweiz zu stärken, an den er trotz hoher Lohnkosten und starker Währung weiterhin fest glaubt. Gleichzeitig ist er aber auch zuversichtlich, dass das fortschrittliche Abkommen dem von der Corona-Krise gebeutelten Indonesien eine gute Chance bietet, baldmöglichst sein grosses Potenzial voll auszuschöpfen.